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Die LM-Kurve des Geldmarktes ist das Pendant zur IS-Kurve auf dem Gütermarkt. Das "L" steht für Liquiditätsnachfrage, das "M" für Geldangebot. Die umständliche, aber zutreffende Langbeschreibung könnte "Geldnachfrage-gleich-Geldangebot-Kurve" heißen. Kurz gesagt, stellt die LM-Kurve Gleichgewichte am Geldmarkt dar.

Nach der Erklärung der Geldnachfrage und des Geldangebotes gewinnt man die Gleichgewichte am Geldmarkt, indem man die beiden Marktseiten einfach zusammenführt. Analytisch geschieht dies durch

[1]       LT(Y) + LS(i) = MS               (Gleichgewichtsbedingung, LM-Kurve).

Die gesamte Geldnachfrage, die sich aus Interner LinkGeldnachfrage zu Transaktions- und Interner LinkSpekulationszwecken zusammensetzt, muss im Gleichgewicht mit dem Geldangebot übereinstimmen. Wir wollen uns zunächst überlegen, wie man die Gleichgewichtsbedingung graphisch darstellen kann. Dazu spannen wir in Abbildung 1 ein Diagramm mit den Dimensionen Spekulations- LS und Transaktionskasse LT auf und geben ein Geldangebot MS in Höhe von 250 exogen vor.

Abbildung 1

Abb. 1

Ein Gleichgewicht am Geldmarkt ist gegeben, wenn die Summe
aus Spekulations- und Tansaktionskassennachfrage dem
Geldangebot entspricht. Die masussentive Graphik zeigt die
Auswirkung einer Erhöhung der Geldmenge.

Wenn wir in Punkt P wären, würden die Wirtschaftssubjekte keine Spekulationskassse halten. Ihre Transaktionskassennachfrage betrüge dort 250 und würde mit dem Geldangebot übereinstimmen. Im Punkt P' wäre die Situation genau umgekehrt. Die Spekulationskassennachfrage entspräche dem Geldangebot. Das ist allerdings ein rein theoretischer Fall, da die Wirtschaftssubjekte nur bei einem Einkommen von Null keine Transaktionskasse benötigen würden, d.h. wenn überhaupt nichts produziert werden würde.

Im Punkt Q wollen die Wirtschaftssubjekte sowohl Transaktions- als auch Spekulationskasse halten. Ihre Transaktionskassennachfrage in Höhe von 150 und ihre Spekulationskassennachfrage in Höhe von 100 stimmen in der Summe mit dem Geldangebot in Höhe von 250 überein. Man erkennt schnell, dass auch für alle anderen Punkte auf der Gerade "Geldangebot = Geldnachfrage" gilt.

Ein Punkt oberhalb der Gerade wie R zeigt eine Überschussnachfrage nach Geld. In R möchten die Wirtschaftssubjekte 250 zu Transaktions- und 150 zu Spekulationszwecken halten. Ein Gleichgewicht würde also ein Geldangebot in Höhe von 400 voraussetzen. Wie sich eine Erhöhung des Geldangebots auf 400 auswirkt, können Sie sehen, wenn sie die Maus über das Diagramm stellen: Eine Erhöhung des Geldangebots verschiebt die Gerade parallel vom Ursprung weg, eine Verminderung des Geldangebots parallel zum Ursprung hin.

Analog zur Interner LinkVorgehensweise bei der IS-Kurve zeigt das Vier-Felder-Diagramm in Abbildung 2 die Konstruktion der LM-Kurve. Da die reine Technik der Konstruktion der LM-Kurve sich kaum von der der IS-Kurve unterscheidet, können wir uns kurz fassen. Der zweite Quadrant zeigt die Spekulationskassennachfrage. Der vierte Quadrant zeigt die Transaktionskassennachfrage und der dritte Quadrant zeigt die Gleichgewichtsbedingung aus Abbildung 1. Die Konstruktion ist maßstabsgetreu für das Zahlenbeispiel

[2]       [2]

[3]       [3]

[4]       [4]

Die Teildiagramme im II, III. und IV. Quadranten sind Ihnen bereits bekannt. Einzig neu ist die Kombination der Diagramme, die die LM-Kurve entstehen lässt.

Abbildung 2

Abb. 2

Konstruktion der LM-Kurve, die alle gleichgewichtigen Zins-Einkommen-Kombinationen für den Geldmarkt zeigt. Das maussensitive Diagramm zeigt die Auswirkungen einer Erhöhung des Geldangebotes von 250 auf 400.

Für die graphische Ableitung der LM-Kurve sind wegen der Krümmung der Spekulationskassennachfragekurve natürlich mehr als zwei Stützpunkte notwendig. Analytisch lässt sich die LM-Kurve bestimmen, indem man die Gleichungen [2] bis [4] in die Gleichgewichtsbedingung [1] einsetzt:

[5]       [5]

Man erkennt, dass sich die Gestalt der Spekulationskassennachfragefunktion in der LM-Kurve widerspiegelt. Mit dem eher waagerecht verlaufenden Teil der LM-Kurve korrespondiert der Interner Linkkeynesianische Bereich der Spekulationskassennachfrage, mit dem eher senkrecht verlaufenden Teil der Interner Linkklassische Bereich der Spekulationskassennachfrage (s. Abbildung 3). Es lässt sich nicht genau sagen, wo die Grenzen des normalen Bereichs liegen.

Wir wollen uns überlegen, mit welchen Prozessen wir in ungleichgewichtigen Situationen rechnen können. Dazu betrachten wir in Abbildung 4 den Punkt P im ersten Quadranten, der mit dem Punkt P' im dritten Quadranten korrespondiert. Da P' unterhalb des Geldangebots liegt, können wir folgern, dass Punkte oberhalb der LM-Kurve ein Überschussangebot an Geld anzeigen. Nun könnte man verkürzt sagen, dass das Überschussangebot an Geld die Zinsen fallen lassen wird. Die damit verbundene intuitive Vorstellung wäre sicherlich, dass die Banken bei einem Überschussangebot an Geld die Zinsen senken werden.


Die Bereiche der LM-Kurve werden ausführlich diskutiert in Externer LinkFeess/Tibitanzl.

Diese Vorstellung ist nicht falsch, aber doch sehr verkürzt. Enger am Modell müsste man wie folgt argumentieren: Bei dem gegenwärtigen Einkommensniveau von 500 benötigen die Wirtschaftssubjekte bei ihren gegebenen Zahlungsgewohnheiten 125 zu Transaktionsaktionszwecken. Bei einem Geldangebot von 250 müssen sie daher um die verbleibenden 125 Anlageentscheidungen treffen. Das Überschussangebot auf dem Geldmarkt geht mit einer Überschussnachfrage auf dem Wertpapiermarkt einher. Einige Wirtschaftssubjekte werden der Meinung sein, dass das Halten von Kasse vernünftig ist, während andere Wertpapiere kaufen werden. Wie sich diese Meinung zwischen den Wirtschaftssubjekten verteilt, wird durch den Verlauf der Spekulationskassennachfrage beschrieben. Wenn wir 125 in Gleichung [2] für LS einsetzen, ermitteln wir ein Zinsniveau von 2,6 Prozent. Bis sich dieses Zinsniveau eingestellt hat, kaufen die Wirtschaftssubjekte Wertpapiere. Im Vergleich zur Ausgangssituation P steigen also die Kurse.

Abbildung 4

Abb. 4

[Maussensitives Diagramm] Überschussangebot und Überschussnachfrage am Geldmarkt.

Der Gedanke wird vielleicht klarer, wenn wir zunächst von einer gleichgewichtigen Situation ausgehen, die durch eine Erhöhung der Geldmenge gestört wird. Die maussensitive Abbildung 2 zeigt, dass sich eine Erhöhung der Geldmenge in einer Rechtsverschiebung der LM-Kurve niederschlägt.

Angenommen, zunächst wäre der Geldmarkt bei einem Zins von 5 und einem Einkommen von 800 in Punkt R im Gleichgewicht. Die Wirtschaftssubjekte würden 200 zu Transaktionszwecken benötigen und 50 Spekulationskasse halten. Jetzt steigt das Geldangebot auf 400. Da passiert real erst mal gar nichts. Es ist einfach nur mehr Geld da.

Da real zunächst nichts passiert, benötigen die Wirtschaftssubjekte weiterhin 200 zu Transaktionszwecken. Sie verfügen jetzt aber im Vergleich zur Ausgangssituation über 150 zusätzliche Geldmenge. Die Wirtschaftssubjekte werden Anlageentscheidungen treffen. Bei dem hohen Zinsniveau in der Nähe des klassischen Bereich der LM-Kurve sind die meisten davon überzeugt, dass es sich lohnt, das Geld in Wertpapieren anzulegen. Die Opportunitätskosten der Geldhaltung sind hoch. Die Kaufentscheidungen treiben die Kurse der Wertpapiere in die Höhe. Die effektive Verzinsung wird Interner Linkdemzufolge fallen. Wenn der Zins auf 2 Prozent gefallen ist, haben die Kurse die Höhe erreicht, bei der der Wertpapiermarkt und der Geldmarkt wieder im Gleichgewicht sind.

Wir können mit Hilfe der LM-Kurve auch überlegen, wie sich eine Erhöhung der Einkommen auswirken wird, m.a.W. was passieren wird, wenn sich die Wirtschaft in einer konjunkturellen Aufschwungphase befindet. Das steigende Einkommen wird bei gegebenen Zahlungsgewohnheiten zu einer steigenden Nachfrage nach Transaktionskasse führen. Wenn die Zentralbank die notwendige Geldmenge nicht Verfügung stellt und wir uns im normalen Bereich der LM-Kurve befinden, wird die Spekulationskasse sinken und die Zinsen werden steigen. Grund dafür ist, das einige Wirtschaftssubjekte Wertpapiere verkaufen werden, um ihre Transaktionskasse zu füllen. Das drückt die Kurse, so dass die Zinsen steigen. Quintessenz: Das Modell prognostiziert für einen Aufschwung anziehende, für einen Abschwung nachgebende Zinsen.

 

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