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Rittenbruch

Sparen gilt als Tugend. Von klein auf werden wir dazu angehalten: Spare in der Zeit, dann hast du in der Not! Zugleich hören wir aber mahnende Worte, man dürfe die Konjunktur nicht "kaputt sparen". Diese unterschiedlichen Sichtweisen des Sparens auf individueller und gesamtwirtschaftlicher Ebene sind als Sparparadox ('paradox of thrift') bekannt.

Tatsächlich lösen verstärkte Sparanstrengungen der Bürger oder des Staates in unserem Modell einen kontraktiven Prozess mit einem zunächst verblüffenden Ergebnis aus, das Sie in Abbildung 1 allerdings noch nicht sehen können. Die Spannung soll ja noch für einen Moment erhalten bleiben.

Wir betrachten erneut unser vertrautes Zahlenbeispiel (c = 0,75; Caut = 100; Iaut = 100). Ausgehend vom Gleichgewichtseinkommen Y* sei angenommen, das Vertrauen der Bürger in die Problemlösungskompetenz der Regierung schwindet. Da allgemein eher mit sinkenden als mit steigenden Einkommen gerechnet wird und die Zukunftsängste zunehmen, setzt die Bevölkerung mit vermehrtem Sparen auf Eigenvorsorge. Die Zunahme der Sparanstrengungen bilden wir durch eine Erhöhung von Saut um 50 ab. Dadurch verlagert sich die Sparfunktion parallel nach oben.

Abbildung 1

Abbildung 1Klicken Sie in den Kreis! ein aus

[Maussensitives Diagramm] Die Auswirkung der Erhöhung der Sparanstrengungen können Sie sich durch einen Klick auf den Schalter (ein/aus) anzeigen lassen.

Der Konsumverzicht der Haushalte bedeutet für die Unternehmen einen Rückgang der Nachfrage. Sie reduzieren die Produktion um 50 und lösen einen negativen Multiplikatorprozess aus. Da der Multiplikator k = 4 ist, sinken die Einkommen um 200 auf Y** = 600.

Dieckheuer

Bei einem Rückgang des Einkommens um 200 und einer marginalen Sparquote von 0,25 fällt das einkommensabhängige Sparen um 50. Das ist jedoch gerade der Betrag, den die Bevölkerung zusätzlich gespart hat. Die vermehrte Sparanstrengung macht sich also selbst zunichte!

Dass das Sparen vollkommen unverändert bleibt, weil sich die beiden Effekte exakt gegeneinander aufheben, ist eine Folge der sehr einfachen Modellstruktur. In einem um einkommensabhängige Investitionen erweiterten Modell können verstärkte Sparanstrengungen sogar zu einem absoluten Rückgang des Sparens führen (s. Literatur-Tipp).

Das wirft natürlich ein schlechtes Licht auf das Sparen und mag Regierungen als willkommene Ausrede gelten, wenn sie mit ihren Sparanstrengungen scheitern. Es ist natürlich einfacher, zu behaupten, man wolle einen Aufschwung nicht tot sparen, als gegen den Widerstand von Lobbyisten und unter Umständen bei der eigenen Klientel unbequeme Kürzungen vorzunehmen. Die Betroffenen können die Regierung unmittelbar als Schuldigen ausmachen. Das kostet Wählerstimmen.

Negative Folgen der Staatsverschuldung sind der Regierung deutlich schwieriger anzulasten. Sie wird zum einen die alleinige Verantwortung für den Schuldenstand leugnen, zum anderen ist eine kausale Beziehung zwischen den gesamtwirtschaftlichen Zielen und der Höhe der Staatsverschuldung selbst für die politisch interessierten Bevölkerungsschichten keineswegs offensichtlich.

Abbildung 2

Abbildung 2

Sparparadox: Trotz einer gestiegenen marginalen Sparquote nimmt das (gleichgewichtige) Sparen nicht zu.

 

Im Unterschied zu Abbildung 1 wird in Abbildung 2 unterstellt, dass die Bevölkerung mehr zu sparen versucht, indem sie ihre marginale Konsumquote vermindert. Nach Abschluss des Anpassungsprozesses ist das Sparen wieder auf sein ursprüngliches Niveau zurückgefallen. Das Sparparadox tritt also unabhängig davon auf, ob sich die marginale Sparquote oder das autonome Sparen verändert.

Der formale Nachweis gelingt einfach. Man muss zur Bestimmung des gleichgewichtigen Sparen S* lediglich das Interner LinkGleichwichtseinkommen Y* in die Sparfunktion einsetzen.

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S* wird weder durch die marginale Sparneigung s noch durch das autonome Sparen Saut beeinflusst.

 

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